[02.05.2012] Notizen nach Diskussion mit alten SBG-Kollegen
Die Schweizer Investment-Mega-Banker feiern dieses Jahr ein ungestörtes, grosses Jubiläum: 150 immer erfolgreichere Jahre! Und als Krönung sicher einen Jubiläums-Jahresabschluss mit Jubiläums-Bonus. Viel und lautere Bewunderung von allen Seiten. Ein rundum strahlender VR-Präsident, der nächstens auch noch den Ehrendoktor-Titel der Universität Zürich erhalten dürfte.
Was haben denn die Schweizer Investment Banker anders gemacht als ihre armen Kollegen in den USA? Lassen Sie uns ein wenig zurückblenden, auf die letzten 15-20 Jahre in der Geschichte unserer Schweizer Investment-Megabanken und der von ihnen mit IPOs und Krediten geförderten Industrie und Anleger:
Um 1995 war unsere SBG die angesehenste Geschäftsbank Europas, der grösste, weil solideste Vermögensverwalter der Welt, der verlässlichste Partner für unsere Export-Industrie, das international erfahrenste Bankhaus für die grössten Handelsunternehmer, der Asset Manager für die grössten Schiffseigner, der aktive Rat- und Geldgeber für die reichsten Immobilien-Besitzer, etc. Und immer noch „unsere SBG“, deren Direktoren wir kannten aus Schule und Militär und auf der Strasse grüssten. Und immer noch „unsere SBG“, bei der wir unser Sparbüchlein hatten, und mit deren Obligationen und Dividenden auf ein paar Aktien wir unsere AHV ergänzen wollten.
Und dann, 1998, kommt über Nacht, die Fusion der SBG mit dem SBV, zur neuen, „grössten Bank UBS“. Die Fusion wird zur Übernahme der SBG durch das Management des SBV: Die SBV-Chefs hatten mehrere Fusionen und Übernahmen geübt und durchgeführt, in wenigen Jahren, angeführt vom „grössten Trader aller Zeiten“, Ospel und seinem Berater-Lehrling Wuffli.
Die Ziele der Megabank werden neu definiert: Es gilt nur noch Maximierung; Maximierung der Grösse des Unternehmens, Maximierung der Masse des Geschäftes, Maximierung der verwalteten Vermögen, Maximierung des Gewinnes, Maximierung der eigenen Bezüge.
Die alten Vorbilder von Seriosität, Qualifikation, Zuverlässigkeit, Partnerschaft, Effizienz, Verankerung in der Schweiz, usw., werden weggeräumt.
Die UBS wird „zum grössten Akteur auf dem US-Finanzmarkt“, mit über 30’000 Mitarbeitern in einer riesigen „Bank-City“. Der grosse Stolz des Managements wird ein Trading-Room von der Grösse von 3 Fussball-Feldern, wo über 1000 Trader, Rücken an Rücken, sitzen und mit riesigen Volumina gambeln.
Ja, „Gambling“ ist der richtige Ausdruck dafür. Es gibt ja gar nicht soviele Unternehmen und Investitionsmöglichkeiten wie junge, hungrige Trader und gierige Team-Leaders. Also werden Sekundär- und Tertiärmärkte geschaffen, mit Fonds und Derivaten, in denen bis zu 1000 mal mehr Geld gedreht wird, als der unterliegende Wert hergibt. UBS wird zum Frontrunner für „strukturierte Produkte“, basierend auf den Werten von sonst nicht mehr belehnbaren, schäbigen, lower-class US-Wohnimmobilien. Die Schweizer Steuerzahler dürfen 2009 mit 60 Mrd Fr. dafür gerade stehen.
Das Management ist an die, in Führung wenig ausgebildete und wenig erfahrene, Crew des SBV gegangen; die alten SBG-Offiziere werden a.D. geschickt. Die Unternehmenskultur wandelt sich: Wuffli und Ospel kennen und können nur noch Führen mit Geld; mit Riesen-Salären und Riesen-Boni für die erspielten Gewinne, mit immer mehr Anreizen zum skrupellosen und kriminellen Akquirieren von vermögenden Kunden, mit immer mehr Antreiben zu noch risikoreicheren und letztlich unethischen Eigengeschäften.
Man schleppt tonnenweise Geld und Gold aus allen düsteren Ecken der Welt nach Zürich. Die Herkunft ist egal, das Akquirieren wird zum bestbezahlten Sport und Spass der jungen Money-Finder, mit ausschweifenden Kontakt-Parties, auf rauschenden Festen mit Diktatoren, Oligarchen und Rauschgift-Händlern aus Osten und aus Süden, oder „ganz einfach“ im grössten Markt USA mit den berühmten Kennedys und ihren Clans aus der Zeit der Prohibition. Alle anderen bedeutenderen Schweizer Banken werden in den nächsten Jahren für diese Eskapaden gerade stehen dürfen.